Full English Breakfast - Ikonische Kalorien mit langer Tradition
“To eat well in England you should have breakfast three times a day.”
W. Somerset Maugham (1874-1965)
Darf es noch etwas Cholesterin sein? Auf das Full English Breakfast, das komplette englische Frühstück, reagieren Herzkranzgefäße mit Besorgnis. Es ist eine reichhaltige Mahlzeit mit gebratenem Speck und Eiern, gebackenen Bohnen in Tomatensoße, der englischen Blutwurst Black Pudding, gerösteten Champignons, gegrillten oder gebratenen Tomaten und Bubble and Squeak, mit Gemüse gestampftem Kartoffelbrei. Getoastete Weißbrotscheiben nicht vergessen. Und: nicht nur morgens wird es so aufgetischt. Es kann problemlos als Supper oder Dinner serviert werden, ohne dass waschechte Briten eine Augenbraue heben würden.
Abgesehen von eineinhalb tausend Kalorien pro Portion bringt es der üppige Schmaus auch auf einige hundert Jahre Geschichte. Sie begann im 15. Jahrhundert mit den großen Jagdgesellschaften des britischen Landadels. Man lud ins prachtvolle Landhaus zum großen, gemeinsamen Frühstück vor der Jagd. Es gab dekadente Buffets mit gebratenen Nieren auf Toast, gerösteten Fasanenkeulen und Tauben, Fischfilets und ganze Fischen, Speck, Blut- und Schweinswürsten, Pasteten, gedünsteten Feigen und anderes luxuriöses Obst, Kuchen - eigentlich wurde alles zum Frühstück aufgetischt, was auch über die jeweils ganzen Tage einer kompletten Woche hätte verzehrt werden können. Wie konnten die Herrschaften nach so einem mittelalterlichen Gelage noch zur Jagd aufbrechen?
Später wurde der Brauch von der viktorianischen Oberschicht am gedeckten Tisch mit fertig befüllten Tellern feiner und schicker zelebriert. Noch später, in der Zeit König Eduards VII, begann eine Standardisierung der Zutaten. Die Edwardianer des beginnenden 20. Jahrhunderts sind verantwortlich für die bis heute servierte Zutatenkombination.
Mit der Industrialisierung verbreitete sich die Tradtion des reichhaltigen Frühstücks unter der Mittel- und Arbeiterschicht. In Industriegebieten, in Hafennähe, in Handels- und Produktionszentren begann die Hälfte der britischen Bevölkerung in sogenannten Greasy Spoons den Arbeitstag mit dem gleichen Frühstück und der Tageszeitung.
Greasy Spoon, fettiger Löffel, bezeichnet ein kleines, preiswertes Restaurant mit überwiegend frittierten Speisen im Angebot. Die Arbeitswelten ändern sich stetig; heute sind die typischen Greasy Spoons nur noch selten zu finden. Sie verschwinden wie auch die Chippies, die besten Imbissbuden für Fish and Chips entlang der Küste.
Die Mitglieder der English Breakfast Society (EBS) sind überzeugt, dass ab Beginn der 1950er Jahre Greasy Spoon Cafés lange Zeit die besten Orte für ein echtes englisches Frühstück waren. Für die Zubereitung eines der typischen Frühstücksbestandteile hat die Gesellschaft einen Rat:
"Scheuen Sie sich nicht, nach einer Dose Baked Beans von Heinz zu greifen, anstatt Ihre eigenen zu backen. Generationen von uns sind damit aufgewachsen."
So machen wir es.
Für ein dem englischen Frühstück ähnelndem brauchen wir (für zwei Portionen):
Frischen Orangensaft, Kaffee und/oder Tee
1 Dose Baked Beans - weiße Bohnen in Tomatensoße (415 g)
4 Scheiben Frühstücksspeck
1 Handvoll Champignons - in Scheiben geschnitten
etwas Salz und Peffer
4 kleine, frische Bratwürste von je 100 g
1 TL Pflanzenöl
2 große Tomaten (alternativ: 6 Kirschtomaten) - quer halbiert
4 Eier - für 2 Spiegeleier pro Portion
optional: 200 g Grützwurst oder Blutwurst - in vier Scheiben geschnitten
4 Scheiben Toastbrot
Butter, Orangenmarmelade und/oder andere süße Aufstriche
Frisches Obst nach Angebot und Vorlieben schadet nicht.
So geht's:
Backofen vorheizen auf 190 Grad / 170 Umluft
Eine ausreichend große Backform oder ein Backblech hauchdünn mit Olivenöl auspinseln. Die Speckscheiben darauf ausbreiten und etwas Pfeffern. Die Bratwürste rundherum einpiksen und mit ein wenig Öl einreiben. Die Champignonscheiben mit Salz, Pfeffer und einem Spritzer Olivenöl vermengen. Die Tomatenhälften mit der Schnittfläche nach oben, Würstchen und Pilze neben dem Speck platzieren. 20 bis 25 Minuten im Ofen garen. Die Würstchen nach zehn Minuten einmal wenden.
Falls Blutwurstscheiben serviert werden: diese in einer kleinen Pfanne bei mittlerer Hitze unter mehrfachem Wenden in heißem Öl etwa zehn Minuten rösten.
Die gebackenen Bohnen in einem kleinen Topf auf dem Herd oder in der Mikrowelle erwärmen.
Sobald Speck, Würstchen und Pilze fertig sind, Ofen ausschalten und Backofentür leicht gekippt geöffnet halten, währen die Spiegeleier gebraten werden und die Brotscheiben in den Toaster kommen. (Niemand hat etwas gegen Rühreier, falls gewünscht.)
Alle warmen Zutaten zusammen auf zwei möglichst vorgewärmte Teller geben. Wer mag, serviert die warmen Bohnen in kleinen Schälchen dazu, statt direkt auf dem Teller. Toast mit allem und mit Butter und Marmelade genießen.
Enjoy your breakfast, any time of the day!