Orangen... ORANGEN!

Es hat was meditatives: aussuchen, riechen, überlegen. Schneiden, filetieren, blanchieren, andünsten, schmoren. Warten. Probieren.

Ich dachte - Röllchen. Involtini. Irgendwas gefüllt und gerolltes, gebratenes. Und entschied mich für dünne Putenschnitzel. Beim Stöbern im Supermarkt fielen mir unzählige Varianten ein: Schnitzel mit Pesto bestreichen, mit je einer dünnen Scheibe Serrano Schinken belegen und mit getrockneten Tomaten und Mozarella aufrollen. In Tomatensoße garen. Oder mit Senf bestreichen und mit blanchierten Lauch-Stücken füllen. In Weißwein- und Hühnerfond garen.

Oder - mal was anderes? Was mach ich mit den Apfelsinen in meinem Einkaufswagen... Wie kommen die überhaupt da hinein... Mir fiel ein Rezept ein für Auberginen-Röllchen, die mit einer Mischung zweier Frischkäse, getrockneten Tomaten und Basilikum gefüllt werden. Sie garen kurz in einer schnellen Tomatensoße, die mit Orangensaft abgeschmeckt wird. Orangensaft...

Von da aus war es nicht mehr weit bis zur Käsetheke und der Idee - ich hatte Frischkäse, frisches Basilikum und diese schönen Bioapfelsinen. Schon beim Einkauf hatte ich eine Vorstellung des "meditativen" Abreibens der Orangenschale und wie entspannend erst das Filetieren der dieserart entkleideten Frucht sein würde.
Daraus wurde dann - ja, was eigentlich? Orangen-Involtini? Frischkäseschnitzelröllchen in Orangen-Senf-Sauce?

4 dünne Putenschnitzel (gesalzen und gepfeffert) je an einem Ende mit einem Mix aus Ricotta, Ziegenfrischkäse, gehacktem Basilikum belegen (nicht mehr als 1 gehäufter Teelöffel) und die Filets einer Orange gleichmäßig darauf verteilen, Pro Schnitzel zwei Stück (übrig bleibende Filets aufheben). Die Seiten der Rouladen einklappen und vom gefüllten Ende her aufrollen, mit Zahnstochern fest zusammen stecken, rundherum in Olivenöl anbraten und aus der Pfanne nehmen. 2 Möhren und 6 Schalotten schälen, Möhren in größere Stücke schneiden, die Zwiebeln der Länge nach vierteln. Das Gemüse in der Pfanne in Olivenöl und Butter andünsten mit Salz, Pfeffer und der abgeriebenen Schale von 1 Orange.

Wenn die Schalotten weich und glasig werden, das Gemüse mit dem Saft von 2 Orangen ablöschen, kürz aufkochen, die angebratenen Röllchen dazu geben, die Hitze herunterschalten auf sehr niedriger Stufe und die Pfanne mit einem passenden Deckel fest verschließen.

Von da an kann ich die Zeit bestens nutzen, die Fettspritzer vom Boden zu wischen und alles, was ich an Utensilien benutzt habe, in der Spülmaschine verschwinden zu lassen. Dabei begleitet mich der wunderbare Alex Clare mit seiner Kraftvollen Stimme und dem treibenden Wummern seiner Musik. Da merk ich fast nicht mehr, dass sich putze...

Die Röllchen haben bei dieser Kochidee keine Füllung, die garen muss. Es geht hier nur darum, dass die einzelnen Komponenten warm werden, sich verbinden und dabei ihren Geschmack intensivieren. Das Fleisch ist bei sehr niedriger Temperatur nach 20 bis 30 Minuten gar, der Orangensaft gut eingekocht.

Das Fleisch herausnehmen, in die Orangen-Schalotten-Möhren-Soße etwa 2 Esslöffel sehr milden, süßen Senf einrühren und noch einmal kurz bei wenig Hitze heiß werden lassen (nicht mehr kochen), mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die übrig gebliebenen Orangenfilets noch hinzu, dann kann die Herdplatte endgültig ausgeschaltet werden. Fleisch zurück in die Pfanne, damit es wieder warm wird (und - wenn's niemand sieht - die Soße mit einem Stückchen Fladenbrot aus der Pfanne naschen).

Brot dazu, Abendessen ist serviert!

Resteverwertung:
So, wie das Gericht ist: in einem verschlossenen Gefäß im Kühlschrank aufbewahren für ein, zwei Tage und wieder aufwärmen. Auch beim Resteessen reicht dazu ein Stück Brot. Aber wenn vom Kochen am Vortag noch Reis oder Karoffeln übrig sind - prima Ergänzung.

Fresh orange slice in half on a rustic cutting board
Foto: Jonathan Pielmayer / Unsplash