Yayla - Hochebene auf türkisch

Erinnerungen an mein erstes türkisches Essen

In der Türkei heißt sie Yoğurtlu çorba oder Yayla çorbası, was Suppe aus der Hochebene bedeutet. Deshalb wird sie hier auch "Almsuppe" genannt. Joghurtsuppen sind überall im Mittelmeerraum und dem mittleren Osten verbreitet.

Ich hab sie zum ersten Mal als Kind im Bergischen Land gegessen und erinnere mich, dass ich sie sehr langsam und zurückhaltend probierte. Als Kind litt ich unter Milchunverträglichkeit, daher kannte ich den säuerlichen Joghurtgeschmack nicht. Ein türkischer Kollege meiner Mutter hatte uns zum Essen eingeladen und staunend blickte mein 7- oder 8-jähriges Ich in einer orientalisch dekorierten Wohnung auf einen prachtvoll gedeckten Tisch. Seine Frau sprach kein Deutsch, aber ich verstand sie. Ich aß zum ersten Mal gefüllte Auberginen, lernte, wie man an die köstlichen Kerne eines Granatapfels kommt und bekam zum Nachtisch Baklava, die mit heißem Schokoladensirup übergossen waren.

Meine Mutter hatte Arbeitskolleginnen und -kollegen aus aller Welt. Der Austausch mit Arbeitenden aus Bolivien, Korea, dem damaligen Jugoslawien, Spanien, Italien, Kamerun, Haiti und der Türkei war eine Bereicherung. Bei uns gab es schon Rosenwasser zum Backen, Granatäpfel, Kaki, Schafskäse und Auberginen, als kaum jemand diese "Exoten" kannte.

Dieses Rezept für Joghurtsuppe basiert auf einem von Claudia Roden und stammt aus der Türkei, die kleinen Nudeln zeugen von griechischer Herkunft - ein Mix aus dem besten vieler Welten. Wie damals die Kolleg*innen.

Wir brauchen (für vier Portionen):

50 g Kritharaki (Orzo) - gekocht
1 kleine Dose Kichererbsen - abgetropft und abgespült (Abtropfgewicht: 140 g)

1 Ei (Größe M)
1 EL Speisestärke
250 g griechischen Joghurt
50 ml Mineralwasser mit Kohlensäure
1 EL getrocknete Minze
Pul Biber
oder andere Chiliflocken nach Geschmack
optional, aber empfehlenswert: einige Safranfäden

500 ml Gemüsebrühe
etwas Salz und Peffer

Zum Servieren:
etwas Olivenöl
Sumach

So geht's:

Ei mit Speisestärke in einer Schüssel aufschlagen. Den Joghurt dazu geben und alles gründlich vermengen. Ei und Stärke verhindern, dass der Joghurt beim Erwärmen gerinnt. Mix mit dem Mineralwasser verdünnen. Minze, Pul biber hineinrühren und Safran, falls verwendet.

Gemüsebrühe aufkochen und vom Herd nehmen. Joghurtmischung mit einem Schneebesen hineinrühren, Topf bei reduzierter Hitze wieder auf den Herd stellen und Joghurtsuppe unter ständigem Rühren köcheln lassen. Nach fünf Minuten sollte sie eingedickt sein. Kichererbsen hinzugeben und warm werden lassen. Suppe mit etwas Salz und Pfeffer abschmecken und gekochte Kritharaki hineingeben.

Mit Olivenöl beträufelt und Sumach oder mehr getrockneter Minze bestreut servieren.

Tipp: Statt Olivenöl wird zum Servieren oft mit getrockneter Minze schäumend geschmolzene Butter heiß über die einzelnen Portionen geträufelt.

✍️
Claudia Roden, weitgereiste, kosmopolitische und vielfach ausgezeichnete britische Kochbuchautorin, kennt die Küche der Mittelmeerländer wie keine Expertin sonst. Auf den Spuren ihrer eigenen syrischen und ägyptischen Wurzeln sammelte sie für ihre Bücher überall im mittleren Osten das Wissen um die kulturhistorischen Hintergründe der Rezepte. Schon ihr erstes Kochbuch von 1968, basierend auf Familienrezepten und -erlebnissen, befasste sich mit der kulinarischen Geschichte des vorderen Orients.